Geschichte der Kuh
Vom Wildtier zum Nutztier
Rinder haben Eigenschaften, die von großem Nutzen für uns Menschen sind und waren. Deswegen begannen unsere Vorfahren vor 8000 bis 9000 Jahren damit Rinder zu zähmen und in ihre Obhut zu nehmen. Eigentlich waren die wilden Rinder Auerochsen. Der Auerochse oder Ur (Bos primigenius) wurde im Laufe von Generationen zum Nutztier. Die Nachkommen heißen heute Kühe oder Rinder. Die Urform des Auerochsen wurde ausgerottet, so wie auch beinahe der amerikanische Bison (Bild links). Glücklicher Weise gab es aber eurasische und indische Auerochsen, die sich unterscheiden und entsprechend heute eurasische und indische Hausrinder. Unsere Kühe, die Nachfahren des eurasischen Auerochsen, sind taurine Rinder (Bos taurus). In anderen Teilen der Welt dominieren Zebus (Bos indicus), die Nachfahren des indischen Auerochsen. Daneben existieren asiatische Rinderarten wie der Banteng, der Gaur und das Yak von denen es noch wilde Nachfahren und auch domestizierte Hausrinder gibt.
Domestikation und Seßhaftigkeit
Den jahrhundertelangen Prozess vom Wildtier zum Haustier, den es auch bei Pferden, Schafen, Ziegen, Hunden, Schweinen, Hühnern und vielen anderen Nutztieren gab, nennt man Domestikation. Am Anfang der Domestikation wurden die Wildtiere zunächst nur eingefangen und gezähmt sowie regelmäßig gefüttert. Sie wurden vor allem Nachts eingezäunt und vor Wildtieren beschützt. Sie vermehrten sich in Obhut und veränderten ihre Lebensgewohnheiten. So hatte man Fleisch und Leder, auch wenn man nicht zur Jagd ging. Obendrein gewann man wertvolle Milch für das tägliche Leben. Doch auch die Menschen konnten sich dank der gezähmten Rinder verändern und mussten nicht mehr den Herden hinterher ziehen. Sie wurden seßhaft und mussten nicht länger Jäger und Sammler sein. Menschen lebten fortan von Viehzucht und Ackerbau.
Züchtung vom Auerochsen zur Turbo-Kuh
Schon früh begann der Mensch Haustiere nicht nur zu halten sondern auch sie seinem Nutzen anzupassen. Es sollten sich stets die am Besten geeigneten Tiere weiter vermehren. Das waren zunächst die fügsamsten. Man suchte aber auch die Kühe heraus, welche die meiste Milch gaben und gesunde Kälber zur Welt brachten. Man vermehrte nur die Stiere, die besonders viel Fleisch hatten oder die besonders stark waren. Die gezielte Auslese von Tieren mit gewünschten Merkmalen für unseren Gebrauch und das Aufziehen ihres Nachwuchses nennt man Züchtung. Die Tiere verändern dabei ihre Eigenschaften und ihr Äußeres sehr stark.
Beispielsweise wurde aus den schwarzen Auerochsen von damals gescheckte Kühe. Der Körperbau der Nutztiere wurde weniger sportlich beziehungsweise athletisch (Bild rechts, Stier! kaum zu erkennen). Die Hörner und der Kopf wurden immer kleiner gezüchtet genauso wie die übrigen Knochen. Diese Zielsetzung in der Züchtung setzt sich noch immer fort - leider. Züchtungsziel der sogenannten modernen Landwirtschaft in Industrienationen ist eine Turbo-Kuh, die das Futter, das man ihr füttert, nicht für Knochen, Gehirn oder Fell "verschwendet". Dazu kommt, dass inzwischen und weltweit 90 Prozent aller Kühe enthornt werden. Das ist eine Amputation von durchbluteten, sensiblen Organen der Kuh.
Allerdings gibt es weltweit verschiedene Rinder und je nach Region und Nutzung auch eine tierfreundliche Züchtung. Und es gibt Landwirte und Initiativen, die alte und ursprüngliche Rassen erhalten oder die Ernthornung stoppen wollen.