Almen
Was ist eine Alm?
Die meisten Bergwiesen im Hochgebirge der europäischen Alpen gehören zu Almen. Almen werden jeden Sommer als Weide genutzt und werden zum Aufenthaltsort für nahezu alle Jungrinder und fast 50 Prozent der Kühe sowie einen Großteil der Schafe. Almen bieten sehr nahrhaftes Futter, welches die Weidetiere in Selbstversorgung fressen.
Wenn Kuhherden mit ihren Hirten gen Alm fahren, nennt man das Alpung. Alpung bedeutet, dass die Rinder dem Futter hinterher wandern, im Frühjahr vom Tal auf eine mittlere Höhe - die Voralm oder das Maisäß, im Sommer auf die eigentliche Alm, die oberhalb der Baumgrenze liegt. Das Vieh steigt dabei auf bis zu 2500 oder sogar 3000 Meter Höhe auf. Im Spätsommer geht die Wanderung andersherum, zunächst noch einmal auf die Voralm, die auf 1500 - 2000 Metern Höhe liegt (Bild links). Im September kehren Herden und Menschen wieder ins Tal zurück.
Die Almwirtschaft ähnelt dem nomadischen Leben, bei dem die Tierhalter und ihre Tiere ebenfalls dem Futter hinterher wandern, stets mit den Jahreszeiten. Allerdings ist Almwirtschaft nicht ganzjährig. Die Kühe versorgen sich im Winter nicht mehr selbst mit Futter.
Die Vorteile der Alm
Das Gras auf der Alm muss nicht gemäht, nicht transportiert und nicht gelagert werden. Dadurch ersparen sich die Tierhalter sehr viel Arbeit und Kosten. Sie sparen aber auch Gras im Tal ein, das sie stattdessen im Winter als Heu verfüttern können. Durch die Almwirtschaft können 25% bis 30% mehr Kühe gehalten werden. Almwirtschaft ist nachhaltig und erspart Futtermittelimporte. Die Almen wären andererseits ohne Weidetiere gar nicht zu bewirtschaften. Sie sind abgelegen, teilweise sehr steil und immer sehr steinig (Bild links). Die Almwiesen können nicht gemäht werden. Ohne die Almwirtschaft wären Menschen in den Alpen vor allem in früheren Zeiten sehr viel ärmer gewesen. Heute trägt die Almwirtschaft auch zum Lawinenschutz und zur Landschaftspflege bei.
Von Almauftrieb bis Almabtrieb
Der Almauftrieb findet im Mai statt. Es ist ein großes Fest für das ganze Dorf und für die Kühe, die sich trotz aller Anstrengungen Jahr für Jahr darauf freuen. Die Kühe mit Kälbern und das Jungvieh steigen, begleitet von den Hirten, auf teilweise gefährlichen Pfaden und oft auch noch durch Schneefelder ins Gebirge auf. Die Herde lässt sich von einer erfahrenen Leitkuh, der Chefin der Herde, führen. Ihr Ziel sind die Almwiesen mit schmackhaftem, gesundem Futter voller Bergkräuter. Das Almleben bietet Freiheit, Sonne und frische Luft aber auch Anstrengung und Risiko für Hirten und Herden. Rinder auf der Alm tragen Kuhglocken, damit man sie im Nebel finden und notfalls auch retten kann. Wetterstürze mit Schneeeinbruch, Gewitter und Hagel mit Lawinen sind im Hochgebirge nicht selten. Immer wieder werden Kühe aber auch Schafe vom Blitz erschlagen oder stürzen im Unwetter zu Tode.
In Almwirtschaften werden in den europäischen Alpen vor allem aufwachsende Rinder, Mutterkühe und Schafe gehalten. Der Almabtrieb im September ist ein weiteres großes Fest. Von Wetter und Höhe abgehärtete, glückliche und gesunde Kühe und stolze, zufriedene Hirten kehren ins Tal zurück. Noch immer dürfen Kühe, die auf die Alm gehen ihre Hörner behalten. Sie brauchen sie zur Kommunikation untereinander, für eine funktionierende Hierarchie in der Herde.
Die Milchalm
Nur wo die Verhältnisse günstig sind, werden Melkalmen betrieben und Milchkühe auf der Alm gehalten. Milchkühe werden zweimal täglich gemolken, müssen also jeweils über Nacht einen Melkstand oder Stall erreichen können (Bild unten). Jungrinder und Kühe, die nicht gemolken werden, können hingegen weiter weg und höher ins Gebirge aufsteigen und brauchen keinen Stall.
Auf Milchalmen gibt es verschiedene Arbeitsbereiche: das Hüten der Kühe und die Verarbeitung der Milch, die man auch Sennerei nennt. Der Senn oder die Sennerin ist Chef der Alm. Melkalmen haben eine Melkanlage, eine Milchküche und Käserei sowie Lagerräume für den Bergkäse. Aus der frischen Bergmilch wird täglich Almbutter und Bergkäse produziert. Almen mit Milchkühen sind also größer und besser ausgestattet als reine Hütealmen mit Jungrindern. Meist haben Milchalmen auch einen touristischen oder gastronomischen Teil. Milchalmen bieten frische Milch, Buttermilch und Käse zum Verkauf an und bewirten Wanderer mit regionaltypischen Getränken und Spezialitäten.
Das Alphorn-Solo wurde mit freundlicher Genehmigung von Rainer Bartesch, Komponist und Alphornist zur Verfügung gestellt. Hier gibt's noch mehr von ihm zu hören.
Almen gab und gibt es übrigens auch im Schwarzwald, mit bestens angepassten Kühen der Rasse Hinterwälder.