Futtermittel
1. Grundfutter
Mit Gras und Heu allein kann eine Kuh 20 bis 25 Liter Milch am Tag geben. Mehr Gras beziehungsweise Rauhfutter kann sie nicht fressen, es passt nicht in ihren Magen. Gras ist voluminös beziehungsweise energiearm. Es ist das natürliche, am Besten verträgliche und frei verfügbare Futtermitel für Kühe. Man nennt es auch Grundfutter. Kühe, die grasen und viel Heu fressen, geben Milch mit besonders vielen Inhaltsstoffen.
2. Die Kuh zur Sau machen
Weil Hochleistungskühe durch den ihnen angezüchteten Milchsog aber viel mehr Milch geben müssen, müssen sie auch viel mehr fressen. Sie bekommen energiereiches Kraftfutter. Kraftfutter ist das, was auch Menschen oder Schweine essen könnten: Weizen, Soja, Mais und ähnliche Nahrungsmittel. Allerdings haben Kühe ein ganz anderes Verdauungssystem als Schweine und Menschen. Kühe verdauen nur indirekt. Ihre Mikroben im Pansen verwerten das Eiweiß und die Stärke und verbrauchen selbst Energie. Kühe verbrauchen also mehr Getreide um zu wachsen als Schweine. Deswegen ist der Eindruck entstanden, Kühe seien schlechte Futterverwerter. Das stimmt aber nicht. Die Kuh ist kein schlechter Futterverwerter, sondern das Schweinefutter, das wir ihr verfüttern, ist für sie nicht geeignet. Doch es kommt noch schlimmer: heute fressen Kühe zwar noch weniger Gras und Rauhfutter als früher, doch auch weniger Getreide....
Kraftfutter - Gift für die Kuh
Kraftfutter wird anders als Heu und Gras - das sogenannte Rauhfutter - nicht wiedergekäut. Ohne Wiederkäuen unterbleibt aber auch die Speichelbildung der Kuh, die den ph-Wert im Pansen vor Übersäuerung schützt. Das Fehlen von Rauhfutter und das zuviel an Kraftfutter führt zur Übersäuerung. Man spricht von einer Azidose. Dies schädigt den Pansen und die Pansenmikroben oder führt zu ihrem Absterben. Giftstoffe aller Art gelangen ins Blut der Kuh und verursachen Entzündungen und Stoffwechselstörungen, Leberschäden und starke Gewichtsabnahme. Klauenkrankheiten und Lahmheit sind typische Folgen. Durch das Fehlen der Pansenmikroben fehlt der Kuh zusätzlich ihr hochwertiges Eiweiß. Das Allgemeinbefinden, das Immunsystem, die Milchqualität und die Fruchtbarkeit der Kuh leiden. Fruchtbarkeitsstörungen verursachen 1/4 bis 1/3 der vorzeitigen Schlachtungen von Milchkühen.
3. Kuhmägen - Müllschlucker der Nation
Früher einmal war Kraftfutter eine kleine aber wertvolle Zugabe für die besten Kühe, zur Steigerung der Milchleistung. Lange Zeit bekamen Rinder auch Trester, Pressrückstände der Speiseölerzeugung, Reste der Biererzeugung oder Schälrückstände aus der Müllerei. Sie konnten dieses Futter in kleinen Mengen gut verwerten. Weil Milch aber immer billiger wurde, musste auch das Futter für Milchkühe immer billiger werden. Und - Kühe durften immer weniger Rauhfutter fressen, weil davon nicht genug in ihren Magen passte. Ein immer größerer Anteil von Kraftfutter für immer höhere Milchleistungen machte die Futtermittelhersteller erfinderisch. Nicht Getreide oder Soja, sondern Rückstände aus der industriellen Herstellung von Bioethanol oder Biodiesel aber auch Abfälle der Seifeerzeugung und Abwässer aus Molkereien und Bierbrauerreien werden heute zu sogenanntem Leistungsfutter für Milchkühe. Viele dieser Stoffe müssten ohne Kuhmagen teuer entsorgt werden. Auch sind in diesen Industrieabfällen Lösungsmittel, Acrylamid, Pestizide und Dioxine enthalten. Und - diese Abfälle enthalten Substanzen in Massen wie Methanol und Glycerin aus der Biodiesel-Raffination. Kühe bekommen davon Leberschäden. Andererseits sind diese Industrieabfälle arm an hochwertigen Inhaltsstoffen, an Aminosäuren und Vitaminen. Die Rinder leiden ihr Leben lang und werden häufig nur mit Antibiotika scheinbar gesund erhalten. Es ändert sich die Zusammensetzung der Milch und auch die des Rindfleisches.